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Nichts tun ist auch eine Entscheidung

von Sabine Neugebauer

Wenn Vorsätze nicht in die Tat umgesetzt werden, dann kann man das ernst nehmen und hinschauen: Vielleicht ist es ganz gut so? Meine Empfehlung: Etwas tiefer gehen und unbewusste Widerstände und Motive in die Lösung mit einbeziehen.


Jetzt Anfang Januar haben sie wieder Hochkonjunktur, die guten Vorsätze fürs neue Jahr. Jeder kennt das mit den Zielvorstellungen, für die "man" mal was tun müsste - aber dieser "man" fängt einfach nicht an! Irgendwie ist immer was anderes gerade dringlicher. Wir beruhigen uns gerne damit, dass ja noch alles offen sei, solange wir nicht entschieden haben, konkret etwas zu tun. Doch damit lügen wir uns einen in die Tasche! Wir haben schon entschieden. Und zwar, nichts zu tun.

Aufschieben macht ein schlechtes Gewissen

Nehmen wir als Beispiel Christian (Name verändert), der schon länger vorhat, seine immensen Überstunden in den Griff zu kriegen. Silvester hat er im Freundeskreis großspurig gesagt, er könne bis Ende März ganze vier freie Wochen als Zeitausgleich nehmen. Die Kumpels machten witzige Reisevorschläge. Anfang Januar gab es dicke Luft mit seiner Freundin, die sich mal wieder beschwerte, dass er in der Wohnung zu wenig mit anfasste. Ja wann denn? Wenn er erst um 20 Uhr nach Hause kam… Christian störte es eher, dass er unter der Woche abends zu müde war, noch etwas zu unternehmen.

 

Eigentlich müsste er mal einen Termin mit dem Chef machen, um den Überstundenabbau zu besprechen. Aber davor sollte er auch planen, wer dann welche Aufgaben übernehmen soll, damit er nicht unvorbereitet erscheint. Das wird er auch demnächst machen, denkt er immer wieder. Aber es bleibt beim Denken.

Tun oder Nichtstun - das ist hier die Frage!
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Das Unbewusste zieht die Notbremse

Ich meine: wenn jemand nichts tut, dann hat irgendetwas in ihm entschieden nichts zu tun – und es ist eine gute Idee, das auch anzuerkennen. Hört sich komisch an? Es ist dennoch besser, als sich selbst runterzumachen.

 

Das Nichtstun ist aber nicht unbedingt die ideale Lösung – sonst wäre Christian ja zufrieden. Meine Empfehlung ist, das Nichtstun als real gelebte Entscheidung mit mindestens zwei anderen Alternativen in eine Neubewertung einzubeziehen. Neben dem bisherigen Vorschlag Überstundenabbau und der Realität Nichtstun ist noch Platz für neue Ideen.

 

Wenn das Unbewusste die Notbremse zieht, dann hat es meistens seine eigene Weisheit. Der Kopf hat etwas übersehen! Ein wichtiger Wert, ein identitätsstiftendes Motiv wurde nicht berücksichtigt. Das gilt es zu erkunden und in eine neue Alternative zu gießen.

 

Welche Motive könnten Christian davon abhalten, weniger zu arbeiten?

  •  Wichtig sein in der Abteilung?
  •  Alles genau durchsehen wollen? Keine Risiken eingehen?
  •  Sein Team unterstützen und nicht allein lassen?
  •  Gemocht werden und beliebt sein?
  •  Oder ...?

Das zu erkunden wird so richtig spannend! Und wenn Sie Ihre wirklichen Motive als Motor für die dazu passenden Pläne haben, dann geht auch was.

Entscheidungen mit Kopf UND Bauch sind tragfähig


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Kommentare: 1
  • #1

    Margret (Mittwoch, 08 März 2017 12:12)

    Gefällt mir!!
    Gut gestellte Fragen am Ende des Textes, die den Inhalt "griffig" machen, kommt man selbst nicht unbedingt drauf. Ich könnte mir hier ein Coaching gut vorstellen. Erst einmal DANKE!!!